CyberWarfare / ExoWarfare

Cyberagentur geht offiziell an den Start

Im Juli 2019 wurde am Flughafen Leipzig/Halle eine Absichtserklärung zur Errichtung der Cyberagentur unterzeichnet. Mit dabei waren Peter Tauber (von links, CDU), Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU).

von dpa – 12.08.2020

“Zur Sicherstellung digitaler Souveränität” soll unter Federführung von Verteidigungs- und Innenministerium eine Cyberagentur eingerichtet werden. Ihr Start hatte sich mehrfach verschoben. Nun gab es einen offiziellen Gründungsakt.
Eineinhalb Jahre nach der ersten Ankündigung ist die neue Cyberagentur des Bundes mit Übergangssitz in Halle offiziell gegründet worden. Eine entsprechende Urkunde sei unterzeichnet worden, teilte das Bundesverteidigungsministerium am späten Dienstag in Berlin mit.
Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sprach von einem “Meilenstein zum Schutz unserer IT-Systeme”. Die neue Agentur wird gemeinsam vom Verteidigungs- und vom Bundesinnenministerium getragen.
Sie soll Forschungsvorhaben anstoßen und fördern, die die innere und äußere Sicherheit in der Cyberwelt verbessern. Dafür wird sie bis 2023 zunächst mit 350 Millionen Euro finanziert. Bis zu 100 Arbeitsplätze sollen direkt bei der Agentur entstehen. Die neue Einrichtung hat ihren Sitz zunächst in Halle. Langfristig soll sie am Flughafen Leipzig/Halle angesiedelt werden.

Ausgleich für Wegfall des Braunkohletagebaus

Die Agentur sei gezielt in dieser Region angesiedelt worden, die auch vom Strukturwandel durch den Braunkohleausstieg betroffen ist, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) laut Mitteilung. “Das ist gelebte Heimatpolitik.”
Forschungsdirektor der Cyberagentur ist Christoph Igel. Er war ein führender Kopf am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, bevor er zur Bundeswehr wechselte und jetzt den Aufbau der neuen Cyberagentur übernahm. Die erste drängende Aufgabe werde es sein, die besten Köpfe in Deutschland zum Thema Cybersicherheit zu gewinnen, wird Igel vom Verteidigungsministerium zitiert.
Welche Forschung die Agentur gezielt unterstützen wird, ist zunächst offen.
Im Oktober soll es eine Eröffnungsfeier in Halle geben. Der Start der Cyberagentur hatte sich mehrfach verschoben. Zunächst dauerte die Standortsuche länger als geplant, dann bremste der Haushaltsausschuss des Bundestags, weil über die Organisationsform der Agentur gestritten wurde. Zuletzt hieß es, dass die Agentur im März gegründet werde. Vor wenigen Wochen bezog sie bereits ihr Quartier in Halle.

from: https://www.com-magazin.de/news/sicherheit/cyberagentur-geht-offiziell-an-start-2563117.html

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(MDR) Agentur für Innovation in der Cybersicherheit

Im Juni gegründet – jetzt offiziell: Cyberagentur startet in Halle

In Halle hat die neue Cyberagentur des Bundes ihre Arbeit aufgenommen. Das teilte jetzt das Bundesinnen- und das Verteidigungsministerium am Dienstag mit. Schon im Juni waren die Gründungsurkunde unterzeichnet und die beiden Geschäftsführer benannt worden. Insgesamt sollen etwa 100 Beschäftigte in der Agentur arbeiten.

Die Agentur für Innovation in der Cybersicherheit ist gegründet worden. Das haben nun am Dienstag, den 11. August, auch das Bundesinnen- und das Verteidigungsministerium mitgeteilt. Damit sei offiziell der Startschuss für die Cyberagentur gegeben worden.

Die Gründungsurkunde war schon am 11. Juni unterzeichnet worden. Am 15. Juni hatte dann die Agentur die Arbeit an ihrem Standort im Süden Halles aufgenommen.

Standort am Flughafen Leipzig/Halle fraglich

In der Mitteilung des Verteidigungsministeriums hieß es, in ihrer Gründungsphase werde die Agentur aber in Halle angesiedelt sein. Später soll die Agentur ihren endgültigen Sitz am Flughafen Leipzig/Halle haben.

Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT sucht die Agentur im Moment aber noch nach einem größeren Standort in Halle. Ob der Aufwand betrieben wird, am Flughafen einen neuen Firmensitz zu bauen – und ob damit der Flughafen Leipzig/Halle jemals offiziell Sitz des Unternehmens wird, halten Beteiligte für fraglich.

Arbeitsplätze in Mitteldeutschland

In der Mitteilung am Dienstag sagte Innenminister Horst Seehofer (CSU), die Gründung der Cyberagentur im Mitteldeutschen Revier sei gelebte Heimatpolitik. Man schaffe Arbeitsplätze in einer Region, die vom Strukturwandel betroffen sei.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) teilte mit, er freue sich, dass die Cyberagentur nun auch offiziell gegründet sei. “Die Cyberagentur wird einen wichtigen Beitrag zur Datensicherheit in Deutschland leisten und hochqualifizierte Arbeitsplätze nach Mitteldeutschland bringen. Unsere Anstrengungen zur Ansiedlung der Agentur im Raum Halle-Leipzig haben sich gelohnt”, so der Ministerpräsident.

Im Oktober werde eine feierliche Eröffnungsveranstaltung auf Ministerebene in Halle geplant, so das das Bundesinnen- und das Verteidigungsministerium. Der genaue Termin sei aber noch nicht bekannt.

Aufgabe der Agentur: koordinieren und stimulieren

Laut Verteidigungsministerium wurde für die Gründungsphase der Cyberagentur Christoph Igel als Forschungsdirektor ernannt. Frank Michael Weber wird Kaufmännischer Direktor.

Die neue Agentur soll mit etwa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Entwicklungen im Bereich Cybersicherheit fördern und dem Bund zur Verfügung stellen. Dabei soll es um Forschungsfragen gehen, die etwa das Bundeskriminalamt, die Bundespolizei, die Marine und die Luftwaffe haben könnten. Das sagte der Geschäftsführer Christoph Igel im Interview mit MDR SACHSEN-ANHALT. “Mir ist wirklich wichtig zu betonen, dass die Agentur kein Forschungsinstitut ist, sondern Forschung koordiniert und stimuliert. Sie ist eine Art Thinktank. Es geht darum, mittel- und langfristig Forschung zu stimulieren” so Igel.

Bis 2023 erhält die Cyberagentur für ihre Aufgaben 350 Millionen Euro.

 

Der lange Weg der Cyberagentur im Raum Leipzig-Halle:

  • August 2018: Das Bundeskabinett beschließt die Gründung einer Cyberagentur, die als GmbH gemeinsam von Bundesverteidigungs- und Bundesinnenministerium getragen werden soll.
  • September 2018: Die Leiterin des Aufbaustabs im Verteidigungsministerium sagt, die Agentur soll noch 2018 gegründet werden.
  • Januar 2019: Bundesverteidigungsministerin von der Leyen und Bundesinnenminister Seehofer verkünden in Berlin, dass der Standort der Cyberagentur der Raum Halle/Leipzig werden soll.
  • Februar 2019: Die Leiterin des Aufbaustabs sagt MDR SACHSEN-ANHALT, um Fachkräfte anzulocken und marktgerecht zu bezahlen, sei für einen Teil der 100 Mitarbeiter einen Ausnahmeregel mit dem Finanzministerium vereinbart worden.
  • Juni 2019: Der Haushaltsausschuss des Bundestages und der Bundesrechnungshof erhalten 112 Seiten, in denen das Verteidigungsministerium Finanzrahmen, Ziele und Aufbau der Cyberagentur darlegt.
  • Juni 2019: Der Bundesrechnungshof stellt die Agentur infrage, kritisiert, dass es keine Erfolgskontrolle gibt, dass das Bundesinnenministerium sich finanziell nicht paritätisch beteiligt, fragt, wie hochqualifiziertes Personal angelockt werden soll und empfiehlt, die Cyberagentur als siebenjähriges Pilotprojekt anzulegen.
  • Juli 2019: Auf dem Flughafen Halle-Leipzig verkünden Bundesinnenminister Seehofer, das Verteidigungsministerium und die Ministerpräsidenten von Sachsen und Sachsen-Anhalt, dass die Agentur in Halle gegründet werden und später auf den Flughafen Halle-Leipzig ziehen soll.
  • Juni 2019: Der stellvertretende Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Bundestag, Dennis Rohde (SPD), kritisiert, dass keinerlei parlamentarische Kontrolle der GmbH vorgesehen ist.
  • November 2019: Nachdem die Cyberagentur immer wieder von der Tagesordnung des Haushaltsausschusses gestrichen wurde, einigen sich Vertreter der Regierungsfraktionen auf eine Lösung.
  • 14. November 2019: Erst in der letzten Sitzung für den Haushaltsplan 2019, der so genannten Bereinigungssitzung, kommt die Cyberagentur auf die Tagesordnung – die Gelder werden unter strengen Auflagen freigegeben.
  • Ende 2019: Der Vertrag mit einem ersten Geschäftsführer kommt nicht zustande.
  • Mai 2020: Das Bundeskabinett bestätigt Christoph Igel als Forschungsdirektor. Ein zweiter Geschäftsführer soll noch benannt werden.
  • Am 11. Juni 2020 wird der Gründungsvertrag unterschrieben.
  • Am 15. Juni 2020 nimmt die Agentur an ihrem ersten Standort im Süden Halles ihre arbeit auf.
  • Am 11. August 2020 informieren das Bundesinnen- und das Verteidigungsministerium offiziell über den Start der Agentur.

from: https://www.mdr.de/sachsen-anhalt/halle/halle/nun-auch-offiziell-cyberagentur-des-bundes-startet-in-halle-100.html

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(MDR)
Interview mit Cyberagentur-Chef

Was die Cyberagentur in Halle/Leipzig machen wird

Stand: 15. Juni 2020

Seit mehr als einem Jahr heißt es, in der Region Halle/Leipzig entsteht die Cyberagentur des Bundes. Im Juni soll sie ihre Geschäftstätigkeit aufnehmen. Der Chef der Agentur hat MDR SACHSEN-ANHALT erstmals ein Interview gegeben.

Plötzlich stand es auf der Internetseite des Bundesverteidigungsministeriums: Die Bundeswehr hat Prof. Dr. Christoph Igel für die Geschäftsführung der Cyberagentur gewonnen, er solle in der Gründungsphase als Forschungsdirektor tätig sein.

Igel hat in den vergangenen neun Monaten für die Bundeswehr in Bonn gearbeitet. Im “Kommando Cyber-Informationsraum” war er im Bereich Digitalisierung mit Schwerpunkten Cybersicherheit und Künstliche Intelligenz tätig. Vorher war Igel beim “Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz” beschäftigt und hatte mehrere Professuren inne.

Er ist gebürtiger Saarländer, 51 Jahre alt, verheiratet und MDR SACHSEN-ANHALT hat ihn kurz vor einem Segel-Trip auf der Nordsee erreicht.

MDR SACHSEN-ANHALT: In vielen Berichten geht eine ganze Menge durcheinander, was die Agentur eigentlich machen soll. Was ist also tatsächlich die Aufgabe, die Sie in Halle/Leipzig angehen wollen?

Christoph Igel: Ich habe auch schon die interessantesten Überlegungen gehört, was wir machen. Von Hackerangriffe bis Hackbacks. Aber im Klartext: Die Cyberagentur ist eine Gesellschaft, die in Kürze gegründet wird, die Forschung stimulieren und koordinieren soll. Es geht um Forschungsfragen, die zum Beispiel das Bundeskriminalamt, die Bundespolizei, die Marine, die Luftwaffe haben könnten. Wie können wir diese Forschung angehen? Wo finden wir in Deutschland die besten Wissenschaftler dafür? Wie können wir die Forschung finanzieren? Mir ist wirklich wichtig zu betonen, dass die Agentur kein Forschungsinstitut ist, sondern Forschung koordiniert und stimuliert. Sie ist eine Art Thinktank. Es geht darum, mittel- und langfristig Forschung zu stimulieren.

Dafür die richtigen Fachkräfte zu bekommen, könnte schwierig werden. Wie wollen Sie das schaffen?

Das ist natürlich eine Herausforderung. Und sie ist nicht spezifisch für die Cyberagentur. Wir stehen im Wettbewerb mit Institutionen, die attraktiv sind, die auch gute Gehälter anbieten. Aber was die Cyberagentur anbieten kann: Zugang zu Institutionen für die äußere und innere Sicherheit, alle nachgeordneten Bereiche des Innen- und Verteidigungsministeriums, z.B. Verfassungsschutz, Nachrichtendienst, Bundeswehr. Ich glaube, dass das durchaus sehr attraktiv sein kann, auch für junge Leute, um etwas zur gesamtgesellschaftlichen Entwicklung beisteuern zu können.

Wie soll die Zusammenarbeit zwischen Innenministerium und Verteidigungsministerium funktionieren?

Wir haben einen gemeinsamen Stab aufgestellt, der die letzten Monate die Vorbereitungsarbeiten erledigt hat. Und natürlich: Wenn plötzlich zwei Geschäftsbereiche an einem Thema zusammenarbeiten, ruckelt es ein bisschen, weil es der Abstimmung bedarf. Manchmal geht es etwas langsamer, als man sich das vielleicht wünscht. Aber es ist gelungen, dass wir jetzt gut etablierte Prozesse und ein gutes Miteinander haben und nach vorne blicken. Sicherlich müssen wir noch ein bisschen Prozesse optimieren, wenn es jetzt um das Tagesgeschäft und nicht nur um Konzepte geht. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das bestens hinbekommen und sehr schnell Fahrt aufnehmen werden.

Bislang ist der Standort Halle/Leipzig in IT-Belangen noch nicht sehr hervorgetreten. Sehen Sie das als Vorteil oder als Nachteil?

Ich sehe offen gesagt beides. Aber die Vorteile überwiegen die Nachteile deutlich. Aus der wissenschaftlichen Perspektive, wo die herausragenden Forscher und Forscherinnen sind, die sich mit dem Thema Cybersicherheit beschäftigen, wäre möglicherweise der eine oder andere Standort – München, Bonn – augenfälliger gewesen. Aber Halle/Leipzig ist eine Region mit hoher Dynamik, viel Wachstum und einer multikulturellen Gesellschaft. Die Region mit ihrem Gesamtangebot ist für Fachkräfte hochattraktiv. Auch mit der Infrastruktur aus Flughafen, Bahnanbindung und der Nähe zu Berlin. Diese Region bietet eine Riesenchance. Und ich finde, man darf nicht nur immer darüber reden, dass man etwas für andere Standorte tun sollte, aber dann darauf verweisen, dass die Voraussetzungen dort vielleicht nicht so toll sind. Sondern man muss in die Regionen gehen und braucht ein bisschen langen Atem, um dort etwas auf den Weg zu bringen. Die Gespräche bisher zeigen mir, es gibt dort tolle Leute und ein Riesen-Interesse, Dinge zu unterstützen.

Die Cyberagentur soll in den nächsten Jahren 350 Millionen Euro bekommen. Das klingt nach einer Menge Geld. Aber wenn man es mit Etats in China, dem Silicon Valley oder der DARPA des US-Verteidigungsministeriums USA vergleicht, ist es wenig. Reicht das Geld?

Diese Frage kommt permanent. Am Stammtisch könnte man sagen, das Geld ist immer zu wenig. Die DARPA gibt es seit Ende der 1950er-Jahre, mit einem jährlichen Forschungsbudget von über drei Milliarden US-Dollar. Aber sie ist für die Forschung für den gesamten militärischen Bereich zuständig und nicht nur für das Thema Cybersicherheit. An ihr kann man sich orientieren oder Anregungen nehmen. Aber der Vergleich mit der Cyberagentur hinkt. Wenn ich aber diese 350 Millionen für die ersten drei Jahre mit dem Budget eines Forschungsinstituts vergleiche, dann ist das immens viel Geld. Wenn Sie das umrechnen in Personalstellen, würde das bedeuten, dass wir von 600 bis 800 Stellen reden würden. In der Wissenschaft ist das die Größe einer mittelgroßen deutschen Universität. Dieses Geld ist einfach ein richtiger Brocken!

Eine Frage, die ich Ihnen aus Magdeburg natürlich stellen muss: Wie großartig finden Sie Halle und wann ziehen Sie dort hin?

Ich war jetzt schon mehrfach in Halle. Ich mag die Stadt, total freundliche Menschen. Ich habe mich sehr wohlgefühlt. Ich kann sagen, die Wohnung ist schon angemietet. Ich werde dort sehr schnell aufschlagen.