Blockchain

Österreich bringt erste Blockchain-Briefmarke der Welt heraus

So sieht eine Papierbriefmarke aus. Links die normal verwendbare Briefmarke,
rechts der verdeckte Teil mit Zugangsdaten zu einer Ethereum-Wallet. (Screenshot: t3n)

Die erste Blockchain-Briefmarke der Welt gibt’s im Onchain-Shop der Österreichischen Post

Die Österreichische Post hat die erste Blockchain-Briefmarke der Welt auf den Markt gebracht. Unser Gastautor hat sich das etwas genauer angeschaut.

Die sogenannte Crypto Stamp besteht aus zwei Teilen. Bei dem ersten Teil handelt es sich um eine echte Briefmarke aus Papier mit einem Nennwert von 6,90 Euro. Dieser Teil der Briefmarke kann ganz normal verwendet werden. Zusätzlich erhält man beim Kauf aber auch einen zweiten Teil. Dieser besteht ebenfalls aus Papier und verfügt über zwei verdeckte Textfelder, die freigerubbelt werden können. Hinter den Rubbelflächen befinden sich Zugangsdaten zu einer Ethereum-Wallet – also einer digitalen Geldbörse auf der Ethereum-Blockchain. Innerhalb dieser digitalen Geldbörse liegt ein Token mit dem Namen „Crypto stamp Edition 1“ und mit einer einzigartigen Token-ID. Dieser einzigartige Token kann Philatelisten und Krypto-Enthusiasten als virtuelles Sammelgut dienen. Daneben befindet sich in der digitalen Geldbörse noch ein kleiner Betrag von 0,001666 Ether mit einem Gegenwert von etwa 40 Cent. Dieser Betrag der verbreiteten Kryptowährung soll dem Käufer der Marke vermutlich ermöglichen, Transaktionsgebühren innerhalb der Blockchain zu bezahlen, sollte er seine virtuelle Marke an eine andere Ethereum-Wallet übertragen wollen.

Die Crypto Stamp ist in einer Auflage von 150.000 Stück erschienen und kann ganz normal in Ladengeschäften und im Onlineshop der Österreichischen Post gekauft werden. Allerdings werden nicht alle Briefmarken normal verkauft. 500 Stück können exklusiv im sogenannten Onchain-Shop der Österreichischen Post erworben werden – also direkt in der Blockchain. Und auch an dieser Stelle wird es spannend.

Der Kauf im Onchain-Shop

Der Onchain-Shop kann ganz normal über einen Browser erreicht werden. Alternativ kann die Ethereum-Adresse 0xC5BA58b8362a25b1ddB59E2106910B6c324A5668 genutzt werden. Der Kauf im Onchain-Shop setzt voraus, dass der Käufer bereits über eine eigene digitale Ethereum-Geldbörse verfügt und sich in dieser die Kryptowährung Ether befindet.

Der eigentlich Kauf der Krypto-Briefmarke wird dann über einen Smart Contract innerhalb der Ethereum-Blockchain abgewickelt. Der Smart Contract enthält ein Regelwerk, das grundsätzlich folgender Logik folgt: Wenn ein Nutzer von seiner digitalen Geldbörse den aktuellen Gegenwert von 6,90 Euro in Ether an die Blockchain-Adresse des Smart Contracts sendet, sendet dieser im Gegenzug einen einzigartigen Token der Art „Crypto stamp Edition 1“ an die digitale Geldbörse des Käufers. Der Kauf ist damit abgeschlossen und das virtuelle Sammelgut auch bereits auf den Käufer übertragen. Das Besondere an dieser Art des Kaufs: Unmittelbar personenbezogene Daten mussten bis hierhin nicht ausgetauscht werden.

Die Versandanschrift wird direkt über die Blockchain mitgeteilt

Was dann allerdings noch fehlt, ist die Briefmarke in Papierform – denn diese kauft man auch im Onchain-Shop mit. Die Papiermarke wird weltweit versendet. Bemerkenswert ist, wie die Post an die Versandadresse des Käufers kommt: Der Käufer muss mit aktivierter digitaler Geldbörse den Onchain-Shop besuchen und seine Versandanschrift in ein Formular eintragen, das auf den ersten Blick einem normalen Webformular ähnelt. Allerdings werden die Daten nicht an einen Server der österreichischen Post gesendet, sondern direkt und unveränderlich in die Blockchain gespeichert. Es wird also direkt über die Blockchain kommuniziert. Damit an dieser Stelle keine Datenschutzverletzung entsteht, werden die Daten nicht im Klartext in der Blockchain gespeichert, sondern vor der Speicherung mit einem öffentlichen Schlüssel der Post verschlüsselt.

Sammeln, sammeln, sammeln

Außerhalb der Blockchain bietet der Kryptobereich der österreichischen Post im Hinblick auf alle 150.000 Briefmarken beziehungsweise deren digitalen Tokens noch weitere Möglichkeiten. So wird beispielsweise der digitale Werdegang der Tokens öffentlich einsehbar angezeigt. Es ist also möglich, einzusehen, in welcher digitalen Geldbörse welcher Token liegt, ob ein Verkauf des Tokens innerhalb der Blockchain erfolgte und wenn ja, an welche Adresse. Die gesamte Transaktionshistorie der Tokens ist somit für jedermann abrufbar. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Datenschutzverstoß, ist in der Ethereum-Blockchain ganz normal; die Blockchain dient als eine Art öffentliches Kassenbuch.

Um das Sammlerherz höher schlagen zu lassen, bietet die Website der Österreichischen Post die Möglichkeit, sich weitere Metadaten seiner digitalen Briefmarken im Internet anzeigen zu lassen. So existiert die virtuelle Krypto-Briefmarke in fünf unterschiedlichen Farben. Am seltensten ist mit 1.500 Stück die virtuell rote Marke.

 

Die virtuelle Version der Crypto stamp existiert in fünf verschiedenen Farben. (Screenshot: t3n)

 

Welche Farbe die jeweilige Marke hat, bestimmt sich über die in der Blockchain gespeicherte Token-ID. Leider werden die der Token-ID zugeordneten Metainformationen aber nicht in der Blockchain selbst gespeichert, sondern in einer zentralisierten Datenbank, die im Internet unter https://crypto.post.at/CS1/meta/1 zu erreichen ist – die Zahl am Ende der URL entspricht dabei der jeweiligen Token-ID. Die Gefahr für Sammler: Sollte die Österreichische Post die Seiten vom Netz nehmen, existiert diese Information grundsätzlich nicht mehr. Zudem könnten die Informationen jederzeit geändert werden. Dies widerspricht eigentlich dem Gedanken eines echten Cryptocollectibles und trübt die Sammelfreude etwas.

Dafür enthält der Smart Contract des Onchain-Shops aber noch eine interessante Funktion: Stehen im Onchain-Shop nur noch 100 Marken zum Verkauf, so wird der Preis dieser letzten Marken jeweils um den Faktor 1,08 erhöht. Das bedeutet konkret: Die letzte Crypto Stamp des Onchain-Shops müsste für ungefähr 13.000 Euro über die virtuelle Ladentheke gehen. Zumindest in der Theorie.

Also: Datenmüll oder wertvolles Sammelgut?

Die Antwort auf die Frage liegt im Auge des Betrachters. Für einen Preis 6,90 Euro bekommen Käufer zumindest einiges geboten. Und eins muss festgestellt werden: Die Österreichische Post hat keine Mühen gescheut. Denn jede Papierbriefmarke kommt aufgrund der Zugangsdaten als individuell bedrucktes Unikat mit einem virtuellen Gegenpart und wird für viele Käufer darüber hinaus das erste Mal die Möglichkeit eröffnen, auf die Kryptowährung Ether zuzugreifen. Wer an dieser Stelle Lust auf die ersten Schritte in der Blockchain bekommen hat, benötigt neben der Crypto Stamp nur eine Browsererweiterung, um Zugang zum Ethereum-Netzwerk zu erhalten. Sehr verbreitet ist hierfür das Plugin Metamask, das unter anderem für Chrome und Firefox verfügbar ist.

 

from: https://t3n.de/news/krypto-oesterreichische-post-1172058/